Warum klassische Massagen oft nicht ausreichen – der ganzheitliche Ansatz

Johannes Herzmayer
27. Februar 2025

Massagen sind eine Wohltat für Körper und Geist – doch oft kehren die Beschwerden schneller zurück, als uns lieb ist. Warum? Weil klassische Massagen meist nur an der Oberfläche wirken. Sie lösen Verspannungen, fördern die Durchblutung und entspannen kurzfristig. Doch wenn die Ursache der Schmerzen nicht behoben wird, bleibt es nur eine symptomatische Linderung. Ein ganzheitlicher Ansatz, der Biomechanik, Haltungskorrektur und gezieltem Training vereint, ist der Schlüssel zu langfristiger Schmerzfreiheit.

Warum Massagen oft nur kurzfristig helfen

Viele Menschen erleben nach einer Massage eine spürbare Erleichterung, doch diese hält oft nur Stunden oder wenige Tage an. Der Grund dafür liegt darin, dass klassische Massagen vor allem muskuläre Verspannungen lösen – aber nicht deren Ursache beseitigen.

1. Massagen lösen Verspannungen, aber nicht die Ursache
Muskeln verspannen sich nicht ohne Grund. Sie reagieren auf Belastungen, Fehlhaltungen oder muskuläre Dysbalancen. Eine Massage kann die Spannung kurzfristig reduzieren, aber wenn die zugrunde liegenden Faktoren bestehen bleiben, kehrt die Verspannung zurück.
Eine Studie von Staude & Radzyshevska (2021) untersuchte den Einfluss von Massage und selektiver Gymnastik auf das spinopelvine Gleichgewicht und stellte fest, dass Massagen alleine nicht ausreichen, um langfristige Veränderungen an der Haltung oder der muskulären Balance zu bewirken. Sie sollten vielmehr mit gezieltem Training kombiniert werden.

2. Fehlhaltungen bleiben bestehen
Ein typisches Beispiel: Wer viel am Schreibtisch sitzt, nimmt oft eine nach vorne gebeugte Haltung ein. Dabei verkürzen sich bestimmte Muskelgruppen, während andere geschwächt werden. Eine Massage kann die verspannten Muskeln lockern, aber wenn die Haltung nicht verändert wird, hält der Effekt nicht lange an.
Chaitow (2011) diskutierte in einem wissenschaftlichen Beitrag, dass Fehlhaltungen und strukturelle Dysbalancen nicht durch passive Methoden wie Massage allein behoben werden können, sondern aktive Haltungskorrektur notwendig ist.

3. Die Biomechanik des Körpers bleibt unberührt
Unser Bewegungsapparat ist ein komplexes Zusammenspiel aus Muskeln, Gelenken und Faszien. Wenn bestimmte Muskelgruppen dauerhaft überlastet sind, entstehen Schmerzpunkte, sogenannte „Triggerpunkte“. Massagen können diese zwar kurzfristig deaktivieren, aber ohne eine Korrektur der Bewegung und Belastung werden sie sich erneut bilden.
Laut einer Meta-Analyse von Santos et al. (2022), die verschiedene Studien zur manuellen Therapie und Haltungskorrektur untersuchte, ist ein multimodaler Ansatz, der Massagen mit biomechanischer Korrektur kombiniert, wesentlich effektiver als Massage allein.

Der bessere Ansatz: Biomechanik, Haltungstraining und gezielte Therapie

Ein nachhaltiger Weg zur Schmerzfreiheit muss tiefer ansetzen. Der Schlüssel liegt darin, nicht nur Symptome zu behandeln, sondern die Ursachen zu identifizieren und gezielt zu korrigieren.

1. Haltung verstehen und gezielt korrigieren
Eine individuelle Haltungsanalyse zeigt, welche muskulären Dysbalancen bestehen. Durch gezielte Übungen kann die Körperhaltung verbessert werden, sodass überlastete Muskelgruppen entlastet und geschwächte Muskeln gestärkt werden.
Eine klinische Studie von Oakley et al. (2005) betont, dass strukturelle Rehabilitation der Wirbelsäule, in Kombination mit spezifischen biomechanischen Übungen, deutlich effektivere und langfristigere Ergebnisse erzielt als Massagen oder andere passive Methoden allein.

2. Kräftigung der richtigen Muskeln
Oft sind es schwache Muskelgruppen, die dazu führen, dass andere Muskeln übermäßig verspannen und Schmerzen verursachen. Ein gezieltes Training sorgt dafür, dass der Körper sich wieder in einem gesunden Gleichgewicht befindet. Besonders die tiefe Rumpfmuskulatur spielt hier eine entscheidende Rolle.
Eine Studie von Kamali et al. (2016) verglich manuelle Therapie und Haltungstraining und fand heraus, dass eine Kombination aus posturaler Korrektur, thorakaler Mobilisierung und gezielten Übungen signifikant effektiver ist als manuelle Therapie allein.

3. Massagen als gezielte Unterstützung
Massagen sollten nicht als alleinige Lösung betrachtet werden, sondern als ergänzende Maßnahme in einem umfassenden Therapieansatz. Sie können gezielt eingesetzt werden, um die Regeneration zu fördern, Verspannungen in akuten Phasen zu lindern und die Mobilität zu verbessern.
Die Studie von Reisberg & Kaup (2020) zeigt, dass eine Kombination aus Massage, Haltungskorrektur-Übungen und gezieltem Krafttraining eine bessere langfristige Reduktion von Schmerzen und Verspannungen bietet als Massage alleine.

Fazit: Nachhaltige Schmerzfreiheit durch einen ganzheitlichen Ansatz
Wer langfristig beschwerdefrei sein möchte, sollte Massagen nicht als alleinige Lösung betrachten. Erst in Kombination mit biomechanischen Analysen, Haltungskorrektur und gezieltem Muskelaufbau entsteht ein nachhaltiger Effekt. Der Körper benötigt nicht nur Entspannung, sondern auch die richtige Bewegung, um dauerhaft gesund und leistungsfähig zu bleiben.

Massagen sind wertvoll – aber nur als Teil eines größeren Puzzles. Wer langfristig schmerzfrei sein möchte, muss tiefer ansetzen.

Quellenverweise

  1. Staude, V., & Radzyshevska, Y. (2021). Influence of massage and selective gymnastics on roentgenometric parameters of the spinopelvic sagittal balance in patients with sacroiliac joint dysfunction.
  2. Chaitow, L. (2011). Is a postural-structural-biomechanical model, within manual therapies, viable?
  3. Oakley, P.A., Harrison, D.D., & Harrison, D.E. (2005). Evidence-based protocol for structural rehabilitation of the spine and posture.
  4. Santos, T.S. et al. (2022). Effects of manual therapy on body posture: Systematic review and meta-analysis.
  5. Kamali, F. et al. (2016). Comparison of manual therapy and exercise therapy for postural hyperkyphosis: a randomized clinical trial.